Marco Scatto hat die Lektionen in Stamplast gehalten

Die kunststoffverarbeitende Industrie ist mit den Herausforderungen der Energiewende und der Kreislaufwirtschaft konfrontiert. Die Suche nach den nachhaltigsten Polymeren geht weiter [wir werden mit einer Doktorarbeit zu diesem Thema führend sein]. Aber was sind nachhaltige Polymere?

Um uns in dieser sich wandelnden Welt zurechtzufinden, haben wir mit Marco Scatto gesprochen, einem Industriechemiker, der sich auf die Polymerwissenschaft spezialisiert hat und Autor von 23 Veröffentlichungen und 5 Patenten in diesem Bereich ist. Mit Stamplast führte Scatto eine Reihe von Auffrischungskursen für alle Bereiche des Unternehmens durch, um die Kenntnisse über nachhaltige Polymere zu standardisieren und auszubauen.

Es ist einfach, „Kunststoff“ zu sagen, aber hinten diesem Wort verbirgt sich eine Welt von sehr unterschiedlichen Materialien. Wie finden Sie sich zurecht?

 „Hinter dem Wort Kunststoff verbirgt sich eine Vielzahl von Polymeren. Im Alltag begegnen uns vor allem thermoplastische Polymere, d. h. Polymere, die bei ihrer Schmelztemperatur mit Technologien wie Extrusion, Spritzguss usw. verarbeitet werden können, also alle sekundären Polymerverarbeitungstechnologien. Sie können bei Temperaturen um 200°C wie Polyolefine (PP, PE) oder über 250°C (Polyester) bis hin zu 300°C bei Polycarbonat (PC) schmelzen“.

 Was macht ein Kunststoffmaterial nachhaltiger als ein anderes?

„Was einen Kunststoff nachhaltiger macht als einen anderen, kann sowohl die Herkunft der Monomere sein, die ihn charakterisieren (ob biobasiert, d.h. biologischen und nicht fossilen Ursprungs), als auch das Ende der Lebensdauer (ob recycelbar oder kompostierbar, biologisch abbaubar). Heute gibt es sowohl biobasierte, aber nicht biologisch abbaubare und kompostierbare Polymere, die wir zu den nachhaltigen Polymeren zählen, als auch biologisch abbaubare und kompostierbare Polymere, die ganz, teilweise oder nicht biobasiert sind.

Die beste Möglichkeit, eine objektive Bewertung der Nachhaltigkeit bestimmter Polymermaterialien vorzunehmen, ist die Durchführung einer Ökobilanz (LCA)  für polymere Gegenstände, die die tatsächlich geringeren Umweltauswirkungen von Gegenständen aus nachhaltigen Polymeren wie Biopolymeren oder Polymeren aus dem (mechanischen oder chemischen) Recycling im Vergleich zu Polymeren aus fossilen Quellen aufzeigen kann.

Vor welchen Herausforderungen stehen diejenigen, die wie Stamplast in ihre Fähigkeit investieren wollen, umweltfreundlichere Materialien zu verarbeiten?

„Beim Spritzgießen können heute auch nachhaltige Polymere verwendet werden. Die führenden Hersteller von Biokunststoffen und recycelten Polymeren bieten heute auch so genannte „ Injection-Typen“ an, d.h. Polymere mit rheologischen Eigenschaften, die für die Verarbeitung mit Spritzgussmaschinen wie denen von Stamplast geeignet sind.“